Innovatives Pricing am Beispiel Eisdiele: Eiskugel war gestern

Pricing für Eisdielen

Wenn Sie sich fragen, wie Sie betriebswirtschaftliche Prinzipien optimal in Ihr mittelständisches Unternehmen integrieren können, bietet das Beispiel einer Eisdiele überraschend wertvolle Erkenntnisse. Dieser Leitfaden untersucht, wie durch geschickte Preisgestaltung und innovative Produktlinien die Umsätze gesteigert und Gewinne maximiert werden können.

Preise nach Nachfrage: Variable Preisgestaltung

Die Einführung einer variablen Preisgestaltung kann eine spannende und profitable Strategie für Eisdielen sein. Denken Sie an einen spielerischen Ansatz, bei dem Eispreise wie Aktienkurse variieren. Die Preise könnten beispielsweise basierend auf Angebot und Nachfrage, Wetterbedingungen oder sogar Tageszeit schwanken. Mit Hilfe einer speziell entwickelten App könnten Kunden die aktuellen Preise in Echtzeit einsehen und ihre Bestellungen aufgeben. Dies würde nicht nur den Bestellvorgang beschleunigen und den logistischen Aufwand für das Personal der Eisdiele verringern, sondern auch die Kundeninteraktion und das Engagement fördern.

Stellen Sie sich eine digitale Tafel vor, ähnlich wie an der Börse, die die aktuellen Preise für die verschiedenen Eissorten anzeigt. Die Kunden können die Preisschwankungen in Echtzeit verfolgen und versuchen, ihre Lieblingssorten zu einem günstigeren Preis zu "erwerben". Durch diese Gamification wird das Eis-Erlebnis interaktiver und aufregender gestaltet und könnte mehr Kunden anziehen.

Variable Preisgestaltung geht auch einfacher

Ein anderer Ansatz zur variablen Preisgestaltung könnte die Einführung spezieller Wochenendsorten oder Sorten des Tages sein. Analog zu Bäckern, die besondere Brötchen am Sonntag zu höheren Preisen anbieten, könnten Eisdielen besondere Eissorten oder exklusive Wochenendmischungen einführen, die nur an bestimmten Tagen erhältlich und höher bepreist sind.

Diese besonderen Eissorten könnten exklusive oder saisonale Zutaten beinhalten, die den höheren Preis rechtfertigen, und würden das Angebot an den Wochenenden abwechslungsreicher gestalten. Durch die Limitierung auf bestimmte Tage könnte ein Gefühl von Exklusivität und Dringlichkeit erzeugt werden, was dazu beitragen kann, die Nachfrage und den Umsatz zu steigern. Darüber hinaus könnte diese Strategie dazu beitragen, die Kundenbindung zu erhöhen, indem sie ein Element der Vorfreude und Spannung in den Eiskauf bringt. Eine App könnte auch hier genutzt werden, um Kunden über die neuen Wochenendsorten zu informieren und Bestellungen entgegenzunehmen.

Höhere Preise durchsetzen: Vergleichbarkeit reduzieren - Weg mit der Kugel!

Die Vergleichbarkeit ist oft ein Hauptgrund für den intensiven Preisdruck unter Eisdielen. Eine Methode, um sich von der Konkurrenz abzuheben und eine Preispremium durchzusetzen, besteht darin, das traditionelle "Kugel"-Format zu verlassen. Die Standardisierung der Eiskugel führt zu direkten Vergleichen und damit zu Preiswettbewerb. Eisdielen könnten stattdessen einzigartige Formen oder Größen für ihr Eis einführen, was ihnen ermöglichen würde, ihre Produkte als unvergleichlich und einzigartig zu positionieren.

Statt einer herkömmlichen Kugel könnte das Eis zum Beispiel in Form von "Scheiben" oder "Blöcken" oder verschieden große, randvolle Becher serviert werden. Dies könnte auch mit kreativen Präsentationsformen kombiniert werden, wie zum Beispiel das Eis auf natürlichen Obstschalen oder essbaren Behältern zu servieren. Eine andere Möglichkeit wäre es, größere "Premium"-Kugeln anzubieten, die mit besonderen Zutaten und Aromen angereichert sind. Dies könnte auch durch die Verwendung von festen Bechern unterstützt werden, die mit den Namen der Eisdiele gebrandet und als nachhaltige Option präsentiert werden.

Durch die Umgestaltung der Art und Weise, wie das Eis präsentiert und serviert wird, könnten Eisdielen nicht nur höhere Preise durchsetzen, sondern auch ein einzigartiges Kundenerlebnis schaffen, das dazu beiträgt, die Markenidentität zu stärken und die Kundenbindung zu erhöhen.

Upselling: Toppings – Machen den Unterschied

Die Hinzufügung von Toppings zu Ihrem Eisangebot kann eine effektive Methode sein, um Upselling zu fördern und Ihren Umsatz zu steigern. Indem Sie den Kunden eine Auswahl an Toppings wie Streusel, Früchte, Schokoladenstückchen oder Nüsse anbieten, können Sie den Wert jeder Eissorte erhöhen und den Kunden ein personalisiertes Geschmackserlebnis bieten. Toppings können schnell und effizient durch einfaches Eintauchen des Eisbechers in Streusel oder den Einsatz von automatischen Topping-Dispensern hinzugefügt werden.

Ein besonderer Fokus könnte auf Premium-Toppings liegen, die einen Aufpreis rechtfertigen. Denken Sie an Luxus-Toppings wie handgemachte Karamellsoße, importierte Schokoladenstückchen oder Bio-Früchte. Diese können dazu beitragen, das Geschmackserlebnis zu steigern und die Wahrnehmung des Wertes zu erhöhen, was die Kunden dazu verleitet, mehr auszugeben. In der Praxis werden auch die billigsten Zutaten reichen um sich zu differenzieren.

Gleichzeitig ist es wichtig zu beachten, dass das Hinzufügen von Toppings Zeit in Anspruch nehmen kann und in einer geschäftigen Eisdiele der Durchsatz oft das A und O ist. Hier könnte die im vorherigen Absatz vorgeschlagene Methode zur Anwendung kommen: Anstelle von einzelnen Kugeln könnte ein ganzer Eisbecher in Streusel oder andere Toppings getunkt werden, was einen attraktiven, knackigen Überzug und ein einzigartiges Geschmackserlebnis bietet, ohne den Service zu verlangsamen. Auf diese Weise könnten Eisdielen ihre Verkaufsstrategie verbessern, ohne dabei die Effizienz zu opfern.

Zahlungsbereitschaft erhöhen: Starten Sie einen Trend z.B. Loaded Eis

In Anlehnung an den Trend der "Loaded Fries", bei denen die Toppings im Mittelpunkt stehen, könnten Eisdielen einen ähnlichen Ansatz verfolgen und "Loaded Eis" anbieten. In diesem Konzept würden nicht mehr nur die Eissorten, sondern vor allem die aufwändigen und ausgefallenen Toppings als zentrales Element präsentiert. Denken Sie an üppige Beladungen mit hausgemachten Karamellsoßen, handgeschöpften Schokoladenstückchen, frischen Früchten, speziellen Streuseln und mehr.

Durch die Hervorhebung der Toppings als Hauptbestandteil des Produkts könnten Eisdielen die Wahrnehmung des Wertes ihres Angebots steigern und damit auch die Zahlungsbereitschaft der Kunden erhöhen. Denn wenn die Toppings und ihre Qualität im Mittelpunkt stehen, wird das Eis zu einer Art "Begleitprodukt" und der Vergleich mit Standard-Eisdielen, die sich auf das Eis selbst konzentrieren, wird erschwert.

Das Ergebnis wäre ein neuartiges und aufregendes Produkt, das in der Lage ist, höhere Preise zu rechtfertigen, weil es nicht mehr direkt mit traditionellem Eis vergleichbar ist. Darüber hinaus könnte dieser Ansatz die Kunden dazu anregen, neue Geschmackskombinationen zu entdecken und so das Erlebnis des Eiskaufs zu bereichern. "Loaded Eis" könnte schnell zu einem beliebten Trend werden und dazu beitragen, die Marke der Eisdiele zu stärken.

Mehr Preise – mehr Umsatz: Vom Low-Budget- und Premium-Eis

Partnerschaften mit beliebten Marken können eine großartige Möglichkeit sein, die Zahlungsbereitschaft der Kunden zu erhöhen und eine Eisdiele von der Konkurrenz abzuheben. Anstatt die Grenzen des Markenrechts mit der Schaffung von Sorten wie "Nutella-Eis" oder "Roche-Eis" zu testen, könnte eine Eisdiele den gegenteiligen Weg einschlagen und offizielle Partnerschaften mit diesen und anderen Marken eingehen, um exklusive, co-gebrandete Eissorten zu Premium-Preisen anzubieten.

Dies könnte insbesondere bei leicht beeinflussbaren Zielgruppen wie Kindern sehr effektiv sein, die einen Kaufdruck auf ihre Eltern ausüben könnten. Stellen Sie sich ein Paw-Patrol-Eis, ein Marvel-Eis oder ein Frozen-Eis vor. Diese könnten sogar kostengünstige Eissorten sein, die nicht unbedingt echte Marken-Zutaten enthalten müssen, aber durch die Assoziation mit der Marke einen höheren Wert in den Augen der Kunden haben.

Nicht nur würde eine solche Partnerschaft die Attraktivität der Eisdiele für Kinder und ihre Eltern erhöhen, sie würde auch die Möglichkeit bieten, höhere Preise für diese exklusiven und begehrten Eissorten zu verlangen. Solche Markenpartnerschaften könnten ein Schlüsselelement in einer Strategie zur Erhöhung der Zahlungsbereitschaft und zur Differenzierung in einem hart umkämpften Markt sein.

Neue Zielgruppen – neue Zahlungsbereitschaften: Eis mit Alkohol und Frühstücks-Eis

Eine weitere Methode, um neue Kundengruppen anzusprechen und die Geschäftszeiten zu erweitern, besteht darin, innovative Produktlinien wie alkoholisches Eis oder Frühstücks-Eis einzuführen. Das Hauptziel besteht darin, das traditionelle Konzept von Eis als Nachmittagssnack zu durchbrechen und es zu einem Produkt zu machen, das zu jeder Tageszeit genossen werden kann.

Eis mit Alkohol, beispielsweise Sorbet mit Prosecco oder Eiscreme mit Whisky, könnte eine attraktive Option für Erwachsene sein, insbesondere in den Abendstunden. Mit einer entsprechenden Schanklizenz könnte die Eisdiele alkoholhaltiges Eis servieren und damit eine ganz neue Zielgruppe ansprechen, die bereit ist, für dieses einzigartige Erlebnis zu zahlen.

Gleichzeitig könnte die Idee eines Frühstücks-Eis den Morgenbetrieb erhöhen und den Tag mit einem starken Umsatz starten. Stellen Sie sich eine Eiscreme vor, die mit gesunden Zutaten wie Haferflocken, Früchten, Nüssen und vielleicht sogar etwas Proteinpulver für einen zusätzlichen Nährstoffschub angereichert ist. Diese köstliche und nahrhafte Art, den Tag zu beginnen, könnte der nächste Mikro-Trend sein.

Beide Ansätze könnten dazu beitragen, das Geschäft über die traditionellen Stoßzeiten hinaus zu erweitern und damit die Gesamtumsätze zu steigern. Dies wäre eine innovative Möglichkeit, die Zahlungsbereitschaft zu erhöhen und die Betriebszeiten optimal zu nutzen.

Psychologie und Preisgestaltung: Größenabstufungen und Beeinflussung

Die Anwendung psychologischer Prinzipien bei der Preisgestaltung ist ein innovativer Ansatz, der für Eisdielen genutzt werden kann, um den Umsatz zu steigern. Dabei spielt die Einführung von Größenabstufungen eine zentrale Rolle.

Die Einbeziehung von Größenoptionen wie S, M und XL in die Preisstrategie kann auf die Wahrnehmung des Kunden einen erheblichen Einfluss haben. Wenn der Preisunterschied zwischen der kleinsten (S) und der mittleren (M) Größe gering ist, neigen die Kunden dazu, die mittlere Größe zu wählen, weil sie als das "bessere Geschäft" wahrgenommen wird. Dies ist ein Beispiel für das Prinzip der "relativen Preiswahrnehmung", bei dem die Kunden ihre Kaufentscheidungen auf der Grundlage des wahrgenommenen Werts im Vergleich zu alternativen Optionen treffen.

Darüber hinaus kann die Einführung einer sehr großen (XL) Größe, die deutlich teurer ist, den mittleren (M) Preis attraktiver erscheinen lassen. Dies ist ein Beispiel für das Konzept des "Anchoring", bei dem die Kunden ihre Wahrnehmung des Preises auf der Grundlage des ersten Preises, den sie sehen, anpassen.

Außerdem kann das Prinzip der "Preis-Schmerz-Minderung" dazu beitragen, die Zahlungsbereitschaft der Kunden zu erhöhen. Wenn der Preis eines Eisbechers in kleinere, weniger schmerzhafte Beträge aufgeteilt wird, beispielsweise durch Aufteilung in den Preis für das Eis und den für die Toppings, kann dies die Wahrnehmung des Gesamtpreises reduzieren.